Und wieder ein Brief an dich. Du wirst ihn wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich nie lesen. So wie alle Briefe die ich dir schreibe. Sie sind zwar an dich, aber nicht für dich. Es sind nur meine Gedanken und Erinnerungen von dir, die ich aufzuschreiben versuche, um zu verarbeiten.
Schwester? Ich weis nicht genau wieso ich dich noch so nenne. Wieso ich noch das Bild mit dem Bilderrahmen von dir habe, auf dem groß Schwester steht. Wahrscheinlich, weil ich in irgendeinerweise immernoch an dir hänge. Beziehungsweise, an die die du einmal warst. Oder warst du schon immer so gewesen und ich habe es nur nie gesehen? Weist du, damals in der 5ten Klasse, als wir anfingen uns anzufreunden und du mich fragtest, ob wir Schwestern sein wollten, das war ein wundervoller Augenblick. Eine neue Freundin, etwas ganz besonderes. Wir waren noch jung und voll mit Kinderträumen. Wir verstanden uns blenden, waren das perfekte Team auch wenn es am Anfang noch ein paar Schwierigkeiten gab. Aber weist du, selbst die haben wir locker überstanden. Wir haben so viel erlebt und gelacht. Gott, haben wir gelacht ! Ich habe nur mit dir soviel gelacht, weist du das ? Du warst was besonderes. Und ich war es für dich, das hast du immer gesagt. Auch als wie älter wurden hielten wir zusammen. Zu dieser Zeit ging die Freundschaft mit meiner damaligen Besten Freundin in die Brüche. Erst heute denke ich, das war vielleicht etwas geplantes von dir. Wie du sagtest wir sollten sie testen, sie reinlegen. Ich habe dir geglaubt und mitgespielt. Natürlich war ich nicht der unschuldige Engel, immerhin habe ich es getan. Aber der Gedanke lässt mich nicht los, du hattest sie schon immer geradezu gehasst. Wieso eigentlich ? Eifersucht? Die brauchtest du doch garnicht haben !
Ich weis noch Siebte Klasse, es kamen neue Schüler in unsere Klasse. Nach den Sommerferien freute ich mich dich zu sehen. Wo warst du ? Bei einem andren Mädchen. Gut. Du setztest dich nehmen sie. Gut. Du warst in der Pause mit ihr unterwegs. Gut. Und ich ? Tja... ich verzieh. Wir verstanden uns immernoch gut. Es waren tolle Zeiten, jeden Tag verbrachten wir zusammen. Andere nahmen sich ein Beispiel an unsrer Freundschaft, wir waren wie eine Mustervorgabe einer perfekten Freundschaft, sagten sie. Waren wir das ?
Achte Klasse. Es war ein neues Mädchen in unserem Schulbus. Sie war schon älter. Sehr hübsch. Wir fragten uns wer dieses Mädchen sei. Als ich einen Tag einmal krank war, nur einen Tag! Da hattest du dich schon mit dem Mädchen angefreundet. Und seit diesem Tag, seit dem Tag wo ich einmal nicht in der Schule war, hingst du an ihr. Du warst immer bei ihr. Im Bus. In der Pause. Einfach immer. Und zu Hause? Da war ja dann ich. Ich kam auch nach der Schule wieder zu dir, obwohl du mich so hingen liest. In der Schule ging ich dir so verdammt am Arsch vorbei. Danke auch. Aber ich war naiv. Ich dachte du änderst dich und ich wartete. Lange. Es ging so Monatelang weiter und du verändertest dich. Das Mädchen war dein Vorbild und du tatest alles was sie wollte und was sie sagte war Macht. Was ich war? Tja, ich war nicht so hübsch wie sie. Nicht so beliebt. Ich war nicht sie. Aber war ich deswegen schlechter? Nein, sicher nicht. Langsam fing ich an über dich nachzudenken. Was sollte das? Wieso machst du sowas? warum?! Vor den Sommerferien, ich weis es noch genau, du hingst plötzlich wieder bei uns ab. Ich war ganz erstaunt. Was war geschehen? Hattet ihr Streit? Nein, das war es nicht. Ist dir wohl plötzlich aufgefallen das du auch noch andere Freunde hattest, was? Aber du hingst trotzdem noch weiter bei ihr. Nur wenn sie nicht da war, warst du bei uns.
Zehnte Klasse. Deine liebe Freundin war jetzt weg. Auf einer anderen Schule. Und du? Nein, du kamst nicht zu uns. Da war ein neues Mädchen, das du sofort kennenlernen musstest! Du hast nicht gemerkt das sie dich nur ausgenutzt hat, oder? Selbst als ich es dir sagte, meintest du nur nein das stimme nicht. Aber es stimmte. Auf der Klassenfahrt, als du krank wurdest und alleine warst, wer war da bei dir? Hm? Ich ! Ich ! Ich ! Und sie? Sie ging lieber rauchen. Das nenne ich ne' Freundschaft. Du läufst ihr hinterher wie ein kleines Hündchen und machst dich dabei über uns lustig. Ich weis noch wie du sagtest wir seien langweilig. Autsch. Danke Schwesterherz. Das war einer der Zeitpunkte, wo ich darüber nachdachte das unsere Freundschaft sich vielleicht schon zum Ende neigt. Doch am Abend vor der Abfahrt, weist du noch? Als wir an dem Steg saßen, an dem See. Es war Schweinekalt, aber wir redeten und redeten. Ich erzählte dir alles. Einfach alles. Was ich fühlte, was ich durchmachte zur zeit, einfach alles! Es war einer der größten Fehler die ich tat.
Du nahmst mich nicht ernst. Du sagtest du würdest dich bessern. Ich glaubte. Doch schon am nächsten Tag wurde ich enttäuscht. Du wirst dich nie ändern. Ich rede oft mit dir. Ich sagte dir ich sehe in unserer Freundschaft keinen Sinn mehr. Wo liegt der Sinn darin verletzt zu werden? Ich entwickle einen ungemeinen Hass gegen dich. Du hast mich hängen lassen, mich manipuliert, mich versetzt, mich verletzt. Ich soll dir verzeihen? Ich habe es versucht. Viele male sogar. Aber weist du was ? Ich schaffe es nicht. Ich kann nicht. Und ehrlich, Mädchen, ich will auch garnicht mehr ! Du hast dich so stark verändert. Ich habe das Gefühl wir sind meilenweit voneinander entfernt, selbst wenn du nur 5 cm von mir entfernt bist. Es ist als wäre ich erwachsen geworden und du wärst Kind geblieben. Ein Teenie, ewig in der Pubertät.
Nun fängst du schon an deine eigene Beste Freundin, L, runterzumachen. Warum? Warum sagst du deiner eigenen Besten Freundin sie sei dumm? Du unterdrückst sie. Du willst nicht das sie offen ihre Meinung sagt und Mädchen, du hast auch noch Erfolg damit. Sie ist so verschüchtert, sie liebt dich wie eine beste Freundin, aber sie hat gleichzeitig angst vor. Jawohl, Angst. ANGST! Merkst du was? Was bist du für ein Mensch geworden? Wie konnte das passieren? Du tust allen Menschen nur weh. Du machst sie runter. Eigentlich hasse ich dich. Bzw. das was du geworden bist. Ich könnt jetzt hier sitzen und heulen. Mir ist ehrlich danach zumute. Ich habe einen so besonderen Menschen verloren und dieser Mensch hat sich selbst auch verloren. Wieso passiert soetwas nur? Es tut mir weh. Fast noch mehr, als wenn du mich mit anderen Personen verletzt. Unsere Wege trennen sich, wir haben die Schule beendet und jeder geht jetzt seine Wege. Vielleicht werden wir uns begegnen und uns dann "Hallo" sagen. Aber was ist schon ein Hallo? Die Erinnerungen mit dir werde ich wohl nie vergessen. Es war schön,weist du. Es hat mein Leben bereichert und das ist das einzige wofür ich dir dankbar bin. Das du mich sooft zum lachen gebracht hast. Ab jetzt bist du gestorben für mich.
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